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Erstellt: Dezember 2005 - Letzte Modifikation: Januar 2006

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Erfahrungen mit dem iFinder GO


Einleitung

Auf der Suche nach einem möglichst preiswerten, einfachem GPS Handempfänger bin ich eher durch Zufall auf das Lowrance iFinder GO gestossen. Diese Geräte haben in Europa offensichtlich keinen guten Markt, obwohl das Preis-Leistungs eigentlich sehr gut ist: ein wasserdichter, 16 Kanal Empfänger, WAAS/EGNOS fähig, mit umfangreicher und flexibel konfigurierbarer Software.

Ich habe das Gerät für 89 Euro beim Yachtshop Busse gefunden und zu Testzwecken sofort eines bestellt.

Technische Daten

Erster Eindruck

Das Gerät ist selbst mit Batterien sehr leicht und liegt gut in der Hand: Das Batteriefach ist auf der Geräteunterseite aufgesetzt, das Gerät verjüngt sich also nach unten. Laut Hersteller ist das Gerät nach IPX7 wasserdicht, soll also in einem Meter Wassertiefe mindestens eine halbe Stunde dicht halten (oder soetwas in dieser Art, ich würde mich jedoch nicht drauf verlassen... Ich gehe aber davon aus, daß es dem Gerät nichts macht, wenn es mal kräftig regnet oder es ins Wasser fällt).

Material und Verarbeitung machen einen guten Eindruck; das Display ist vertieft eingesetzt, die Tasten sind leicht mit dem Daumen zu bedienen. Bei den Tasten handelt es sich um "Softtouch" Tasten, wie man sie teilweise von Taschenrechnern kennt. Beim Anschalten des Gerätes stellte sich bei meinem Gerät heraus, daß das Display nicht genau in seinem Rahmen zentriert ist.

Das Display hat eine sehr hohe Auflösung bei hohem Kontrast. Die ausgenutze Fläche des Display ist 2.8 cm x 4 cm. Auf dieser Fläche wird reichlich Information untergebracht, was dazu führt, das die Schriftgröße etwa einer .8 Schrift entspricht.

Nachdem das System sich initialisert hat, erscheint die grafische Ausgabe und damit die sinnlose Warnungsseite. Allerdings beläßt Lowrance es bei einer solchen Seite, was ich als sehr wohltuend empfinde. Mit der Taste EXIT verschwindet die Warnung.

An dieser Stelle sollte man sofort aus dem Easy Mode, der per Standard vorgegeben wird, in den Advanced Mode umschalten. Damit stehen dann alle Möglichkeiten der Software zur Verfügung. Das Umschalten geschieht so: Taste MENU 2 mal drücken, ganz unten entsprechend wählen.

Im Advanced Mode gibt es 4 verschiedene Seiten (Pages), die entsprechende Informationen darstellen:

Mit der Taste "PAGES" blättert man endlos immer weiter, mit maximal 3 Tastendrücken ist man also auf der gewünschten Seite.

Jede Page hat ein großes Fenster mit der Hauptinformation (daher hat die Seite ihren Namen). Über diese Darstellung kann man verschiedene Ebenen einblenden, sogenannte "Overlays". Das macht es möglich, neben der Hauptinformation kleinere Kästchen mit anderen Informationen zu legen und so seine Seiten nach eigenen Bedürfnissen zusammenzustellen.

Für jede Seite gibt es ein seitenbezogenes Menu, dazu drückt man einmal die Taste MENU. Auf jeder Seite kommt man durch erneutes Drücken der Taste MENU in das allgemeine Menu; hier lassen sich systemweite Einstellungen vornehmen.

Menu allgemein

GPS Setup

Hier kann man das gewünschte Koordinaten System und das Karten Datum einstellen. Weiterhin schaltet man hier WAAS und den GPS Simulator ein.

System Setup

Zum Einstellen systemnaher Parameter wie der gewünschten Einheiten (Metrisches System, Seemeilen, Statute Meilen), der Lokale Zeit als Versatz zu GMT. Weiterhin setzt man hier die Betriebsparameter des COM Port (nur NMEA Protokoll). Wichtig ist noch, daß man hier die Fenster mit den Hilfe-Meldungen an- und abstellen kann (PopUp Help).

Utilities

Es findet sich ein Mondphasen Rechner (Auf- und Untergangs-Zeiten für Mond und Sonne sowie die Mondphase, man kann die Position wählen) sowie verschiedene Wecker- und Alarm-Funktionen (Alarms).

Seitenspezifische Menu

Hier erscheinen, kontextbezogen, Unterpunkte zu dieser Seite. Auf die einzelnen Punkte will ich hier nicht eingehen, da diese größtenteils selbsterklärend sind. Wichtig ist der Unterpunkt "Customize". Über diesen kann man die Seiten nach eigenem Geschmack definieren. Die angebotenen Möglichkeiten sind für alle Seiten gleich:

Praktischer Umgang

MOB - Man Over Board

Durch den Druck auf die beiden Zoom-Tasten wird sofort ein Waypoint gesetzt, zudem man dann auch gleich wieder geführt wird. Eben, wenn z.b. Jemand über Bord gegangen ist. Ruft man die Funktion erneut auf, so wird der Waypoint überschrieben.

Anlegen eines Waypoint

Von jeder beliebigen Seite aus durch drücken auf die Taste ENT. Es erscheint ein Menu, wo man auswählen kann, wie der Waypoint angelegt werden soll (an dieser Position, an der Position des Cursor, gemittelt, lokale Position, Karten-Position etc.). Es gibt eine Reihe von Symbolen (42).

Der Sinn von 16 Kanälen und WAAS Empfang

Fast alle Marktüblichen GPS Handempfänger haben einen parallelen 12-Kanal Empfänger. Das bedeutet, daß die Einheit zugleich mit 12 Satelliten kommunizieren kann; damit erhält man bei gutem Empfang von vielen, über den Himmel verteilten Satelliten ein Signal. Die Position ist so sehr exakt bestimmbar (besonders für die Höhenbestimmung sind die Satelliten wichtig, die relativ niedrig über dem Horizont stehen.

Der Lowrance Empfänger hat nun 16 Kanäle, also sollte doch eine besonders genaue Position dabei herauskommen? Auf diese Überlegung spekulieren wohl die Hersteller; allerdings sind beim GPS System nie soviele Satelliten am Himmel. In der Praxis sehe ich höchsten 9, wobei ich den Eindruck habe, daß die Lowrance Einheit auch noch Satelliten verfolgt (ohne die Informationen zu nutzen), die eine andere Einheit schon längst wegen schlechter Signalqualität ausgesondert hätte.

Für den WAAS/EGNOS Empfang braucht man einen weiteren Kanal - trotzdem sollte es mit 12 Kanälen in jedem Fall ausreichen. Bleibt also nur, daß es einfach cool ist, einen 16 Kanal Empfänger zu benutzen.

Damit sind wir bei WAAS/EGNOS. WAAS wird in den USA eingesetzt; dabei wird die Ablenkung der Wellen an der Ionospähre gemessen, und die Daten werden von speziellen Satelliten abgestrahlt. Die GPS Einheiten führen diese Werte in ihre Rechnungen ein und gelangen so zu genaueren Ergebnissen. Allerdings gelten die Werte nur regional begrenzt - sollte ein in Europa eingesetztes GPS Gerät WAAS Signale empfangen, so ist zu vermuten, daß die Ergebnisse nicht genauer, sondern eher schlechter werden.

Das Europäische WAAS heisst EGNOS, und ist noch nicht voll einsatzbereit. Dann sollte es aber gehen....

Nachteile

Wegen des sehr niedrigen Preises muß man einige Nachteile in Kauf nehmen:

Serielle Schnittstelle

Dieses Feature ist von Lowrance nicht dokumentiert, und nicht vorgesehen. Jedoch hat das Gerät einen Flachstecker, wie er auch bei Garmin Geräten teilweise üblich ist. Weil es von Lowrance nicht vorgesehen ist, bekommt man auch keine Belegung für diesen Stecker, was einiges Suchen im Internet nötig macht

Wie erwartet ist die Belegung natürlich nicht so wie bei Garmin, man kann also kein eventuell vorhandenes Garmin-Kabel nutzen. Ich habe daher selbst gebastelt:

Gerät Stecker:

        Geräteoberseite
          ----------
         |1 2 3 | 4 |
          ----------
1 = Data out XMIT
2 = Data in  RCV (Laut Lowrance nicht belegt)
3 = Power +3 V
4 = Erde

Sub-Min DB9 Stecker (für das serielles Interface am PC, RS-232 - COM Port):
(Man schaut von vorne, also aussen, auf den Stecker. Gute
 Stecker haben auf der Lötseite die Nummern ....)
 
      -------------
      \ 5 4 3 2 1 /
       \ 9 8 7 6 /

2 = XMIT
3 = RCV
5 = GND

Jetzt mit einem Kabel richtig verlöten, alte Mauskabel sind ganz gut geeignet..

Bisher bin ich soweit, daß ich mit meinem selbsgemachten Kabel problemlos aktuelle Positionsdaten vom Gerät beziehen kann. Ich kann also Navigationsprogramme mit der Information speisen. Das Hoch- oder Runterladen von Wegpunkten habe ich noch nicht geschafft, obwohl es eine Reihe von Hinweisen im Internet gibt, daß das auch funktionieren sollte (über ein Terminalprogramm, z.B. Hyperterm).

Undokumentierte Features

Drückt man auf der Karten-Seite dreimal schnell hintereinander die EXIT Taste, so erscheint ein Tachometer mit Kilometeranzeige, so wie man es aus dem Auto gewohnt ist - allerdings geht der Tachometer nur bis 80 km/h.

Drückt man die PAGES Taste bis zur Seite, auf der die Satelliten grafisch dargestellt sind, und drückt dann drei mal den unteren Pfeil der Vierwege-Taste (die runde Taste, mit der man sich sonst durch die Menüs bewegt und Zeichen auswählt) - dann bekommt man eine Reihe Informationen zu den Satelliten, die das Gerät gerade sieht:


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